die wenig ruehmlichen Seiten des Alkohols... Die Schattenseiten des Alkohol
Dem Rausch verfallen
Alkohol als Rauschdroge ist so alt wie die Menschheit selbst. Noch bevor der erste Mensch sich seiner selbst bewusst wurde, nutzten die Primaten den Alkohol (wenn auch eher zufällig und passiv) zu Rauschzwecken. Dieses Verhalten kann auch heute noch in Afrika bewundert werden, wenn Elefanten und Affenherden zu Bäumen pilgern , deren Früchte regelmäßig in hochreifem Zustand zu Boden fallen und dort aufgrund des hohen Zucker- und Wassergehaltes vergären.
Da ja jede Kultur ihre eigenen Möglichkeiten hat den Alkohol herzustellen, ist auch die Substanz, aus welcher der Alkohol gewonnen wird, regional verschieden. In Asien herrschte die Verwendung des Reises als Grundsubstanz vor, wohingegen in Europa die häufiger vorkommende Weinbeere den Hauptanteil der Alkholherstellung darstellt. Doch auch hierbei sind Unterschiede zu beachten, so ist der Wein im nördlichen Mitteleuropa und in Nordeuropa nicht so verbreitet wie das Bier, welches nicht auf die witterungsanfällige Weinrebe angewiesen ist, sondern sich aus dem häufiger vorkommenden Getreide herstellen ließ. Grundsätzlich kann jedoch behauptet werden, daß jede Frucht irgendwann einmal vergoren wurde. So hat man in Mitteleuropa eine Vielzahl Weinartiger Getränke, wie z.B. den Apfelwein, Birnenwein, Kirschwein, ... eben fast alle Früchte einmal durch. Die christliche Kirche hatte auch schnell erkannt, daß Wein (also der Alkohol darin) eine der Substanzen ist, welche sehr schnell berauschen kann und (in geringen Mengen verzehrt) die Andacht zu vertiefen im Stande ist. Hier übernahm der Wein, wenn auch in sehr gemilderter Form, die Funktion eines "Seelenöffners". Im Zuge der Jahrtausende hat sich diese Funktion zu einem reinen Ritual verändert, so daß zur Messe heutzutage das "Blut Christi" gereicht wird, eben Rotwein. Es ist auch bemerkenswert, daß die bedeutendsten Brauereien für Bier und die besten und ältesten Weine aus Klosterbrauereien und Klosterkellereien kommen, die Kirche war somit in Europa eine der führenden Kräfte in der Herstellung alkoholischer Getränke gewesen.
Nun wurde Bier z.B. nicht immer nach dem Reinheitsgebot gebraut. Dieses Reinheitsgebot wurde aus Sicht der kirchlichen Würdenträger notwendig, weil Zusätze, welche dem Bier beigemischt wurden, dieses zu einem durchaus bedrohlichen spirituellen Sprengsatz werden ließen. Teilweise wurden nach solchen Zusätzen auch die Biersorten genannt und später die Gegenden, wo diese Sorten hergestellt wurden. Das Pilsener Bier und die Stadt Pilsen z.B. hat seinen Namen dem Bilsenkraut zu verdanken, dessen wirksame Alkaloide Athropin und Scopalmin eine halluzinogene Wirkung haben und den berauschenden Effekt des Bieres unterstützen, so daß nicht so sehr viel Bier nötig ist um einen Rausch zu erhalten (damals durchaus auch eine Frage des Geldes). Wurde nun doch etwas mehr dieses Trankes getrunken, so berichteten die betreffenden Personen häufig, sie wären geflogen, hätten Teufel, Engel oder merkwürdige Dinge gesehen oder sie hätten mit Gott gar selbst geredet. -- Solche Sachen konnte die Kirche, welche ihre eigentliche Aufgabe (der spirituellen Unterstützung des Volkes nämlich) schon lange vergessen hatte, nicht zulassen. Solcherlei Sachen waren doch den Kirchenhäuptern vorbehalten, sprich den Priestern und Päpsten. Also entfernte man die geistigen Augenöffner aus dem Biere und machte es zu einem eher preiswerten Getränk für das gemeine niederzuhaltende Volk.
In den moslemischen Gegenden unserer Welt wird Alkohol eher mit Zurückhaltung gesehen, um genau zu sein, im Islam ist Alkohol als Genussmittel gänzlich untersagt. Doch auch hier finden wir einen regen Zuspruch, wenn auch nicht so öffentlich wie anderswo auf der Welt, doch es gibt hier wie dort ein Problem mit der Alkoholsucht. Natürlich sind die Menschen nicht auf Alkohol angewiesen, es werden eben Substitute gesucht, so z.B. Opium, welches in Persien z.B. die gleiche gesellschaftliche Funktion wie der Alkohol heute bei uns hat. Es ist ein in der Gesellschaft genutztes kollektivbildendes Rauschmittel, welches ebenso wie der Alkohol bei übermäßiger Nutzung zum Problem wird.
Schauen wir über den großen Teich nach Amerika, so tut sich eine etwas finsterere Sicht auf. Hier ist der Alkohol nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Mittel zur Eroberung eines Kontinentes gezielt eingesetzt worden. Alkohol, so hatte man an verschiedenster Stelle auf der Welt feststellen können, wirkt auf eine Kultur, welche nie in so heftigem Maße mit dem Alkohol als Getränk und Rauschmittel in Kontakt kam, sehr zersetzend. Dieser Effekt wurde bei der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents skrupellos genutzt. Den Ureinwohnern wurde Alkohol gebracht und Land genommen (vereinfacht ausgedrückt). Das berühmte Feuerwasser, der Whisky also, war unter den nordamerikanischen Indianern ein beliebtes Zahlungsmittel, ließ es sie doch für kurze Zeit wenigstens ihrem entbehrungsreichen und harten Leben entfliehen und schenkte etwas Wärme, die freilich bitter bezahlt werden musste. Die einstmals stolzen Indianerstämme degradierten binnen einiger weniger Jahrzehnte zu heimatlosen und vertriebenen Menschen, welche sich mit Whiskey bezahlen ließen. Dieser Verfall wurde noch verstärkt, als die Indianer in Reservate gepfercht wurden, welche noch nicht mal ansatzweise die Bedingungen boten um selbständig zu überleben. Verfall, Siechtum und Alkoholismus waren die unausweichlichen Folgen.
Viele Jahre später dann setzten sich die Puritaner in der Regierung der Vereinigten Staaten durch und machten den Alkohol für alles verantwortlich, was irgendwie schief gehen konnte (Verbrechen, Hunger, Not, Elend, Krankheit, wirtschaftliche Probleme). Man rief die Prohibition aus und bildete so die Grundlage für die beispielloseste Verbrechenswelle in der bisherigen Geschichte der Menschheit. Diese Prohibition ist die Grundlage für den Aufbau des organisierten Verbrechens in den USA gewesen. Al Capone ist da wohl der bekannteste Name. Er kontrollierte ein Schmuggel- und später Verbrechensimperium, welches sich schon bis in die Regierung vorgearbeitet hatte, bis die verbleibenden Abgeordneten die Notbremse zogen und die Prohibition stoppten. Auch trieb diese Prohibitionspolitik merkwürdige Blüten, so stieg der Alkoholverbrauch bei denjenigen, welche sich dies leisten konnten, stark an statt zu sinken. Wenn jemand Alkohol habhaft wurde, so wurde dieser bis zur Besinnungslosigkeit verzehrt. Die Schäden, welche diese Prohibition indirekt erzeugte, hat nie jemand nachgerechnet, es ist jedoch anzunehmen, daß ganze Staatshaushalte darin verschwanden, von den vielen Tausend Jahren Gefängnis, welche über Menschen, die sich nicht an die Prohibition hielten, verhängt wurden mal ganz abgesehen. Andererseits gab es natürlich auch Umgehungsmöglichkeiten der Prohibition, so durften Ärzte Whiskey oder Wein an stark bedürftige verschreiben und Apotheken durften dieses dann verkaufen. Von dieser Verschreibungsmöglichkeit sollen angeblich binnen eines Jahres 45.000 Ärzte gebrauch gemacht haben, welche 13.800.000 Alkoholatteste ausstellten, nach denen man sich Alkohol besorgen konnte. Viele Wirte und Barbesitzer haben ihre Kneipen deshalb kurzerhand in eine Apotheke verwandelt, was den Alkoholverkauf somit wieder legalisierte. Die öffentlichen Verlautbarungen bezüglich der Effekte der Prohibition waren derart dargestellt, daß man glauben konnte, das goldene Zeitalter sei über das Land hereingebrochen. Es wurde von Produktivitäts-steigerungen, gestiegenem Bücher- und Zeitschriftenverkauf, weniger Arbeitsunfällen, weniger Erkrankungen und allen solchen heilsbringenden Effekten geredet. Es wurde sogar von gesteigertem Milchkonsum, gesunkener Prostitution und weniger Ehebruch gesprochen. Es wurde verlautbart, daß Räubereien, nächtliche Überfälle und sogar Taschendiebstähle in New York dezimiert wurden.
Lewin merkt zu diesem ganzen Gutgerede sarkastisch, aber überaus passend an: "Wahrlich, nun fehlt nur noch, daß in solchem beglückten Lande durch das Alkoholverbot auch das Wort Jesaiah in Erfüllung ginge von jener köstlichen Messianischen Zeit: 'Und es wohnte der Wolf mit dem Lamme und der Tiger lagert mit dem Böcklein und Kalb und junger Leu und Maststier zusammen, und ein Knabe leitet sie." Im Prinzip war eines der wirksamsten Kolonialisierungsmittel der Europäer stets der Alkohol, welcher, teils durch die Kirche propagiert, die jeweiligen heimischen Drogen ersetzte, die meist halluzinogener Natur waren und den Ureinwohnern als zentrale Stütze ihrer Religion und Kultur galten (Theo Nanakatl -- Fleisch der Götter, Peyote, Ayauasca, Fliegenpilz).
Auch bei dieser Drogensubstitution war das ausschlaggebende Argument, daß es dem gemeinen Volke verboten sein müsse, in Kontakt mit dem Übersinnlichen zu treten, also doch bitte die recht ausgetretenen und devoten Wege der katholischen Kirche zu übernehmen seien. Den auf diese Weise domestizierten Völkern wurde dadurch ihre ethnische Identität genommen und sie waren als entwurzelte Menschen leicht zu lenken (man gab ihnen eine neue spirituelle Heimat, das Christentum). Überdies führte der unkontrollierte Alkoholverzehr auch zu Brächen in der Gesellschaft dieser Völker, die Aggressivitäts-steigernden und vereinsamenden Eigenschaften des Alkohol schlugen nun voll zu.
Die physiologischen Auswirkungen
Ethanol wirkt bereits in kleinen Dosen auf das zentrale Nervensystem. Unterhalb von 0,2 ‰ wird eine enthemmende Wirkung mit Steigerung der Redseligkeit beobachtet. Ab 0,3 ‰ kommt es zu ersten Beeinträchtigungen, wie der Einschränkung des Sehfeldes und Problemen bei der Entfernungs-einschätzung, ab 0,5 ‰ zu einem deutlichen Nachlassen der Reaktionsfähigkeit (Reaktionszeit), insbesondere auf rote Signale (Rotlichtschwäche). Ab 0,8 ‰ treten erste Gleichgewichtsstörungen auf, das Gesichtsfeld ist eingeengt (Tunnelblick), deutliche Enthemmung. Im Bereich von 1,0 bis 1,5 ‰ treten Sprachstörungen auf, Risikobereitschaft und Aggressivität steigen. Bei 2,0 bis 2,5 ‰ starke Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, lallende Aussprache. Oberhalb von 2,5 ‰ kommt es zur Bewusstseinseinträbung, Lähmungserscheinungen, Doppeltsehen und Ausschaltung des Erinnerungsvermögens. Bei Lähmung des Atemzentrums ab ca. 3,5 ‰ tritt ein lebensbedrohlicher Zustand ein, der zu Koma oder Tod führen kann. Auf das Herz-/Kreislaufsystem wirkt Alkohol anregend durch Erhöhung der peripheren Durchblutung, die Haut wird gerötet und gibt mehr Wärme ab (Bei Alkoholikern besteht die Gefahr des Erfrierens!). Bei dauerhafter Erweiterung der Blutgefäße kommt es zu einer bleibenden Aussackung der Gefäße ("Schnapsnase"). Die erhöhte Nierendurchblutung führt zu einer verstärkten Harnausscheidung (Diurese). Die Leber wird zur Entgiftung stark beansprucht, es kommt insbesondere bei permanenter Alkoholaufnahme zur Störung des Leberstoffwechsels, die zur Fettleber und schließlich zur Leberzirrhose führen kann. Da Alkohol Schleimhäute und Speicheldrüsen schädigt, steigt durch regelmäßigen Alkoholkonsum (insbesondere bei hochprozentigen Spirituosen) das Risiko von Mund-, Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs. Als Schädigung des peripheren Nervensystems kommt es zur Polyneurotapie.